Gipfelsieg am KEBNEKAISE


ERLEBNISBERICHT von Vzlt iR Kurt BÖSEL

Es kommt nicht so oft vor, dass es im Zuge eines fliegerischen Unternehmens auch zu einer alpinistischen Hochleistung gekommen ist. Der Kebnekaise war (2136 Metern) und ist mit 2097 Metern der höchste Berg Schwedens.
Aber genau das geschah im September 1993, als Teile des Überwachungsgeschwader (ÜbwGschw) wieder einmal zum Luft-Luft-Scharfschießen ins schwedische VIDSEL verlegten.
Es war der 07.Sep.1993, als sich sieben Teilnehmer der österreichischen Delegation vom Hotel VILLA SPARTA in ÄLVSBYN aus daran machten, einen Gipfel zu erstürmen. Ganze drei Tage brauchte man dazu – gutes Bergwetter und ein offenes Basislager! Beides hatten wir damals, das Wetter war auch am Gipfel angenehm warm und die Fjällstation machte erst einen Tag(!) nach unserem Unternehmen dicht, um im März des darauffolgenden Jahres für die Schifahrer wieder zu öffnen.

Tag 1:

Gleich nach Dienstschluss an einem Freitag ging die Autofahrt von ÄLVSBYN über JOKKMOKK nach KIRUNA los, wo dann die Straße zum Ausgangspunkt der „Wanderung“, NIKKALUOTKA, abzweigte – immerhin 409 Straßenkilometer.

Abb. 1: Fussweg von NIKKALUOTKA zur KEBNEKAISE Fjällstation

Ein Fußmarsch von ca. 18 km (Abb. 1) war zurückzulegen, zuerst noch auf einer tadellosen „Forststraße“ doch bald wurde der Weg immer mühsamer und auch zeitraubender. Wir mussten teilweise über Holzbretter balancieren, die über sumpfige Wiesenböden geschlagen worden waren, bis zuletzt wahrlich über „Stock und Stein“, sodass wir froh waren, die Fjällstation noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. (Abb. 2) Es war schon September und die Tage wurden verdammt kurz. Hier hatten wir uns in einer geräumige Hütte auf Selbstversorgerbasis zwecks Übernachtung eingemietet. (Abb.3)

Abb. 2: Die großzügig angelegte KEBNEKAISE Fjällstation mit Hubschrauber-Landeplatz
Abb. 3: Wir haben uns häuslich eingerichtet, versorgten uns mit Lebensmittel, die andere Bergsteiger zurückließen, besuchten die Sauna, wo wir feststellen mussten, dass es in Österreich eine höhere Saunakultur gibt, und gehen früh zu Bett……

Tag 2:

Dieser Tag war ausschließlich der Besteigung des KEBNEKAISE gewidmet.
Dazu eine kurze geschichtliche Rückblendung. Zum damaligen Zeitpunkt genau vor 110 Jahren, also im Jahre 1883 gelang dem französischen Geographen, Bergsteiger und Lehrer Charles RABOT die Erstbesteigung. Für damalige Verhältnisse sicherlich ein schwieriges Unternehmen.
Das Haupt des Berges zieren jedenfalls zwei Gipfel, den sogenannten Nordtoppen und den Sydtoppen, der zu jener Zeit übrigens um einiges Höhe als der Nordtoppen war. Im Jahr 2018 wurde die beiden Gipfel neu vermessen, und dabei stellte sich heraus, dass durch das Abschmelzen der Vergletscherung am Sydtoppen der Nordtoppen mit 2106 m der höhere der beiden Gipfel war. (Abb. 4)
Zum Zeitpunkt unserer Besteigung im Jahr 1993 dürfte jedoch der Sydtoppen nach wie vor der Höhere der beiden Gipfel gewesen sein. Ja, und wie viele österreichische Bergsteiger vor uns am KEBNEKAISE standen, konnte nicht herausgefunden werden.

Abb. 4: Kartographische Darstellung des Berges. Interessanterweise stehen im Internet andere Höhenangaben!

Unser Ziel , jedenfalls, war der Sydtoppen, für dessen Besteigung und Rückmarsch zur Fjällstation gute 8 Stunden veranschlagt waren. Als „Proviant“ hatten wir übrigens für jeden Teilnehmer ein Dose GÖSSER-Bier mit, die uns von der Brauerei gespendet würde, mit der Auflage, nach dem gelungenen Gipfelsieg damit anzustoßen!

Abb. 5: Hier stehen die angehenden Gipfelstürmer in freudiger Erwartung auf das alpinistische Unternehmen. Im Hintergrund sieht man übrigens den 1663m hohen TUOLPAGORNI. Das ist ein eigenartig aussehender Schiberg, wo man ab März den alpinen Schilauf im „Telemark-Stil frönt.

Die Schwierigkeit bei der Besteigung lag einerseits an den teilweise bereits schneebedeckten und daher rutschigen Geröllsteigen und andererseits gleich einmal an der Überwindung eines ca. 250 m langen Schneefeldes. Auch für die Moral hatte der Berganstieg etwas zu bieten, denn von einem Zwischenrücken sah man in naher Ferne bereits den Gipfel, doch um dorthin zu gelangen, musste erst noch ein Abstieg in ein Trogtal hingenommen werden, um dann den Endanstieg zum Gipfel durchführen zu können.

Abb. 6: Wir haben den Höhenrücken erreicht. Vor uns liegt das Trog-tal, wo wird ca. 300 m an Höhe verloren, um dann die gegenüber- liegende Flanke zu erreiche. Irgendwo auf halber Höhe befindet sich übrigens eine kleine Notbiwak-Hütte.
Abb. 7: Der Endanstieg zum Gipfel, jetzt steht uns kein Hindernis mehr im Wege….

So um die Mittagszeit standen wir jedenfalls überglücklich am Gipfel! Es herrschte absoluter Windstille. Das Panorama, das uns geboten wurde war atemberaubend. Richtung Westen schaute man weit in das angrenzende NORWEGEN. Hätte es ganz klare Sicht gegeben, hätten wir vermutlich die Nordsee gesehen.

Abb.8: Wir sind am Gipfel und dem Himmel im wahrsten Sinne des Wortes etwas näher!
Von links nach rechts STRIMITZER Hubert, TESAR Christian, sitzend KRIEBITZ Werner, dahinter KOWATSCH Doro, ZWANZ Albin, BÖSEL Kurt – und – nicht sichtbar weil Fotograf THALHAMMER Gerhard!
Dahinter sieht man den schmalen Grad zum Nordtoppen!
Abb. 9: Ja, und bevor mir den Abstieg in Angriff nahmen, galt es noch mit Gösser Bier auf unsere Sponsoren der Brauerei GÖSSER anzuprosten. Im Hintergrund links sieht man übrigens BÖSEL Kurt, der statt Trinkwasserflaschen und Reservegewand die schwere Videokamera mitschleppte, um den Anstieg filmisch festhalten zu können!

Beim Abstieg erlitt BÖSEL Kurt leider eine Knieverletzung, wobei er nur mit Mühe wieder das Basislager erreichen konnte, an den Fuß-marsch 18 km zurück nach NIKKALUOTKA war aber nicht zu denken. Also musste ein Hubschrauber angefordert werden. Der am Tag 3 kam.

Tag 3:

Während die übrigen Kameraden sich auf den langen Rückmarsch zum Autoabstellplatz machte, wartete BÖSEL Kurt auf das erlösende Geräusch eines Hubschraubers, der dann die Strecke dorthin in weniger als 10 Minuten zurücklegte. Die Transportkosten beliefen sich übrigens auf ca. 1500 Schilling (heute rund 169€)!
Nachdem dann am Autoabstellplatz die ganze Crew wieder vereint war, trat man zufrieden die Rückfahrt ins Hotel nach ÄLVSBYN an, und somit nahm ein beglückendes Bergerlebnis für alle ein gutes Ende!

Abschließend sei noch festzuhalten, dass es bei den 2 noch folgenden Verlegungen in den Jahren 1996 und 1998 zu keiner Wiederholung kam, eine Technikergruppe scheiterte aus Wettergründen, bzw. die Fjällstation hatte schon Winterpause!

Abschließend sei noch ein Blick zurück in unsere Vergangenheit erlaubt die für die Dabeigewesenen für unvergessliche Erinnerungen sorgt.

Eine Bitte noch an den geneigten Leser: wer immer auch etwas über die Besteigung des KEBNEKAISE durch österreichische Berggeher weiß, der sollte sich bitte an uns wenden.

Abb. 10: Ein der seltenen Aufnahmen vom KEBNEKAISE-Massiv, links mit dem schneeweißen Gipfel ist der Südtoppen zu sehen, den wir bezwingen konnten!

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